Das 3-Konten-Modell und warum es sich für Familien besonders gut eignet

Ein Gemeinschaftskonto oder doch lieber getrennte Konten? Es gibt als Paar verschiedene Möglichkeiten, die gemeinsamen Finanzen zu regeln. Manch eine Familie nutzt lediglich ein Gemeinschaftskonto, ohne jeweils eigene Konten zu besitzen (1-Konten-Modell). Wiederum andere Paare trennen strikt die eigenen Einnahmen und Ausgaben und nutzen zwei Einzelkonten ohne Gemeinschaftskonto (2-Konten-Modell). Warum ich von diesen beiden Optionen nicht viel halte und das 3-Konten-Modell besonders für Familien am sinnvollsten ist, möchte ich dir im Folgenden näher bringen.

 

Wie ist das 3-Konten-Modell aufgebaut?

Das 3-Konten-Modell besteht, wie der Name schon verrät, aus drei Konten: einem Gemeinschaftskonto, deinem eigenen Girokonto und dem Girokonto deines Partners bzw. deiner Partnerin.

Das 3-Konten-Modell besteht aus drei Konten.

 

Wie funktioniert das 3-Konten-Modell?

Auf das Gemeinschaftskonto fließen zunächst all eure Einnahmen, unabhängig davon, wie hoch eure Gehälter sind. Von diesem Gemeinschaftskonto werden dann alle gemeinsamen Ausgaben gezahlt, die für euch als Familie aufkommen: Miete, Kredit, Nebenkosten wie Strom, Gas und Wasser, Lebensmittel, Urlaube, gemeinsame Versicherungen und alle Kosten für Kinder wie Kita-Kosten, Sportvereine, Kleidung. Auf dieses Gemeinschaftskonto habt ihr selbstverständlich beide Zugriff, besitzt beide die Girocard (früher EC-Karte) und eventuell auch jeweils eine Kreditkarte. Alle Einkäufe und Lebensmittel des gemeinsamen Haushalts werden also über dieses Gemeinschaftskonto gezahlt.

 

Und jetzt kommt der Clou der Geschichte:

Am Monatsende wird dann vom Gemeinschaftskonto das übrige Geld auf die jeweils einzelnen Girokonten überwiesen, und zwar in gleichen Teilen.

Beim 3-Konten-Modell erhalten beide gleich viel Geld am Ende des Monats – unabhängig davon, wer wieviel am Monatsanfang auf das Gemeinschaftskonto eingezahlt hat.

Jede*r hat monatlich also den gleichen Betrag zur freien Verfügung, egal wie hoch das jeweilige Einkommen ist, ob und wer in Teilzeit oder Vollzeit arbeitet, gerade in Mutterschutz oder Elternzeit ist oder den Löwenanteil an unbezahlter Care-Arbeit (Pflegearbeit wie Kindererziehung oder Pflege von kranken oder älteren Angehörigen) zu Hause wuppt. Frauen übernehmen den Großteil der Pflege und damit an unbezahlter Care-Arbeit. Kurzum: Sie erhalten in der Zeit, in der sie Care Arbeit leisten und sich um jüngere, kranke oder ältere Familienangehörige kümmern, kein Gehalt. Die Arbeitskraft, die in die Familie und den gemeinsamen Haushalt fließt, wird nicht entlohnt. Die finanzielle Folgen der gemeinsamen Entscheidung, Familie zu gründen, trägt in den meisten Fällen die Frau.

Auch Care-Arbeit ist Arbeit

Erwerbsarbeit ist Arbeit – das scheint unbestritten. Care-Arbeit ist aber – so wie es ja auch schon im Namen drinsteckt – ebenfalls Arbeit. Nur erhält Care-Arbeit gesellschaftlich nicht die gleiche Wertschätzung wie Erwerbsarbeit. Außerdem – und hier kommt der finanzielle Aspekt ins Spiel – wird Care-Arbeit zudem nicht entlohnt.

Wie sieht also eine faire Lösung aus, wenn zwar beide arbeiten, aber nur eine*r entlohnt wird? Diejenige, die nicht entlohnt wird und auf ihr Gehalt verzichtet, um die unbezahlte Care Arbeit zu übernehmen, wird von demjenigen finanziell ausgeglichen, der mehr im Erwerb verdient. Somit werden die beiden wichtigen, aber leider ungleich entlohnten Bereiche „Erwerbsarbeit mit Gehalt“ und „Care-Arbeit ohne Gehalt“ finanziell gleichbehandelt. Die Werte beider Bereiche fließen gemeinschaftlich in die Familie und die Familienkasse, sprich auf das Gemeinschaftskonto, ein. Am Ende des Monats wird finanziell fair entlohnt und verteilt.

[I know, ganz lupenrein ist die Rechnung langfristig nicht, da die Person, die weniger Lohn verdient, auch weniger in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt und im Alter somit auch weniger Rente erhält. Dafür gibt es andere Lösungswege. Dennoch ist das 3-Konten-Modell zumindest kurz- und mittelfristig ein gutes Kontenmodell, um finanzielle Fairness und Transparenz innerhalb der Partnerschaft und Familie zu schaffen.]

 

Was tun mit dem Geld auf dem eigenen Konto?

Das am Monatsende übrig gebliebene Geld wird also auf eure beiden Einzelkonten überwiesen. Dieses Geld steht zur freien Verfügung, mit dem du das machen kann, was du für richtig hälst: gut essen gehen, tolle Freizeitaktivitäten, in der Therme entspannen, neue Schuhe kaufen. Oder du legst etwas fürs Alter zurück, fängst mit der Altersvorsorge an und investiert langfristig in passive Indexfonds wie ETFs. Es ist ganz allein deine Entscheidung. Keiner ist dem anderen Rechenschaft schuldig, was er oder sie mit dem Geld macht und wofür es ausgegeben wird.

 

Ein Tipp zum Schluss:

Auf das jeweils andere Einzelkonto von deine*m Partner*in hast du natürlich keinen Zugriff – warum auch. Was jedoch empfehlenswert ist, dass ihr euch eine Vollmacht für das jeweils andere Konto bei der Bank erteilt, damit ihr im Fall der Fälle Zugriff hättet. Bei vielen Direktbanken kann man sich online einen hauseigenen Vordruck herunterladen, ausfüllen und bei der Bank hinterlegen.

Mit 55 Jahren in Rente gehen? Warum du einen Fixstern brauchst

Geld im Monat zurückzulegen, ist vernünftig. Das Ersparte langfristig anzulegen, ist sinnvoll. Aber warum sollte ich das überhaupt machen und jetzt schon Geld fürs Alter zurücklegen? Auf der Reise in die finanzielle Unabhängigkeit kann es auch mal holprig werden, wenn du zum Beispiel auf negative Glaubenssätze oder Themenbereiche stößt, die dir unangenehm sind oder dich hemmen. Was es dann braucht, ist ein emotionales Ziel, ein Warum, ein inneres Motiv, das dich motiviert, am Ball zu bleiben – eine Art Fixstern, der dir den Weg weist, falls es auf der Reise mal etwas dunkler werden sollte.

Unbestritten ist es ein großes Motiv, im Alter genug Geld zur Verfügung zu haben, um nicht in der Altersarmut zu landen. Frauen verdienen auch im 21. Jahrhundert immer noch 18 Prozent weniger als Männer (#GenderPayGap). Dazu kommt, dass Mütter häufiger in Teilzeit arbeiten, dadurch weniger in die Rentenkasse einzahlen und später weniger gesetzliche Rente erhalten (#Teilzeitfalle). Durch die wichtige, aber leider unbezahlte Care Arbeit, die häufiger bei den Frauen liegt, steht Müttern noch weniger Einkommen zur Verfügung, um vorzusorgen und anzulegen. Gründe gibt es also zuhauf, jetzt schon fürs Alter vorzusorgen und regelmäßig Geld zurückzulegen.

 

Sparen um des Sparens willen?

Sparen, nur um zu sparen, wird vermutlich nicht lange gut gehen. Die Gefahr besteht, dass du vergisst, warum du das überhaupt machst, und das eigentliche Ergebnis – genug Geld im Alter zu haben – erst Jahre später genießt. Gespart wird ja nicht auf ein schickes, neues Fahrrad oder einen Urlaub in der Karibik, sondern langfristig, um ein relativ abstraktes, weit in der Zukunft liegendes Ziel zu erreichen, nämlich im Alter finanziell abgesichert zu sein.

Außerdem kann es auf der Reise in die finanzielle Unabhängigkeit streckenweise auch das ein oder andere Motivationsloch geben. Vielleicht setzt du dich – so wie ich vor ein paar Jahren – das erste Mal in deinem Leben mit Geld auseinander, hinterfragst Glaubenssätze, thematisierst Geld in der Partnerschaft oder Familie, und änderst bisherige Routinen. Das kostet erst einmal Energie. Damit man in holprigen Phasen nicht stehen bleibt und die Motivation verliert, sondern Talsohlen durchschreiten kann, braucht es ein Ziel.
Überleg dir einen Fixstern, für den es sich jetzt lohnt zu sparen.

Ein Ziel kann zum Beispiel lauten, im Alter genug Geld zu haben, um sorgenfrei zu leben. Oder früher in Rente zu gehen, und trotzdem keine Rentenlücke zu haben. Oder auf Weltreise zu gehen und vorher genug angespart zu haben.

 

Darf es ein bisschen mehr sein?

Beim Stecken der Ziele sind keine Grenzen gesetzt. Je größer das Vorhaben ist, desto größer ist der nötige Energieaufwand, um das Ziel zu erreichen. Das Schließen der Rentenlücke ab 67 Jahren ist ein anderes Vorhaben als bereits mit 50 Jahren nicht mehr arbeiten zu müssen. Je nach eigener Persönlichkeit und Einstellung braucht es große oder eben die richtig mächtigen Fixsterne. Egal ob riesengroß oder mäßig-realistisch: einen Fixstern braucht es in jedem Fall!

 

Ein Buchtipp zum Schluss

In seinem Buch „Frag immer erst warum“ beschreibt Simon Sinek ein einfaches Konzept: Es braucht immer ein Ziel, das einen begeistert und an das man glaubt. Es braucht ein Warum, das einen motiviert und erfüllt. Sinek stellt erfolgreiche Persönlichkeiten wie Martin Luther King Jr. oder Steve Jobs vor, die sich am Anfang ihres Tuns die Frage nach dem Warum gestellt haben. Mit dieser Methode haben sie es geschafft, bedeutende Dinge zu vollbringen.

Wenn du nach dem Warum deiner eigenen finanziellen Unabhängigkeit fragst und deinen Fixstern vor Augen hast, bist du in der Lage, großartige und bedeutende Dinge zu schaffen.