Mehr Gleichberechtigung, mehr Geld – wie du eine neue Einstellung zu deinen Finanzen entwickelst

„Finanzen sind Männersache“ oder „Ich habe als Mutter keine Zeit für meine Finanzen“ sind Gedanken, die dir bekannt vorkommen? Es handelt sich um so genannte negative Glaubenssätze. Sie können ein Grund dafür sein, weshalb du dich bislang noch nicht an deine eigenen Finanzen rantraust. Denn diese Gedanken beeinflussen dein Denken und deine Entscheidungen, wie du zu deinem Selbstwert, Wohlstand und finanzieller Gleichberechtigung stehst. In diesem Blogartikel erfährst du, woher Glaubenssätze kommen, wie du sie aufspürst und wie du sie erfolgreich umwandelst.

 

Was sind Glaubenssätze und welchen Einfluss haben Sie auf dein Denken?

Glaubenssätze sind unbewusste Gedankenmuster, die im Laufe deines Lebens entstehen. Deine Glaubenssätze bestimmen deine innere Einstellung, welche Perspektive du einnimmst und was du dir zutraust – auch in Bezug auf Geld und Gleichberechtigung.

Sie prägen dein Denken und Handeln. Sie können dich bestärken und dir helfen, positiv auf Dinge zu schauen. Sie können dich aber auch hemmen und ausbremsen. Negative Glaubenssätze können dir im Weg stehen und dich zum Beispiel daran hindern, deine Finanzen anzupacken.

„Finanzen sind mega kompliziert“ oder „Mit meinem Teilzeit-Gehalt lässt sich nicht sparen“ oder „Ich bin es einfach nicht wert.“

All das sind Beispiele für negative Glaubenssätze. Sie halten dich davon ab, ins Tun zu kommen und zu handeln. Dabei sind Glaubenssätze subjektive Wahrheiten. Das, was du denkst, entspricht nicht unbedingt den Tatsachen. Nirgendswo steht offiziell geschrieben, dass deine negativen Glaubenssätze zu Geld und Gleichberechtigung stimmen. Und dennoch haben sie einen massiven Einfluss auf dein Denken und Handeln.

 

Die gute Nachricht ist: Glaubenssätze lassen sich ändern

Deine Glaubenssätze beeinflussen dein Verhalten. Durch dein Verhalten sammelst du Erfahrungen. Deine Erfahrungen wiederum prägen dein Denken. Diesen Kreislauf kannst du durchbrechen und neue Gedanken sowie ein positives Money Mindset zu Geld und Gleichberechtigung entwickeln.

Was denkst du über Geld und Gleichberechtigung?

Deine Glaubenssätze zu Geld und Gleichberechtigung entwickelst du im Laufe deines Lebens. Sie entstehen schon früh in der Kindheit. Du übernimmst Annahmen von anderen Menschen aus deiner unmittelbaren Umgebung. Es gibt drei große Bereiche, die dich im Umgang mit deinen Finanzen prägen: dein Elternhaus, dein Freundeskreis und die gesellschaftlichen Erwartungen.

 

So wandelst du deine Gedanken zu Geld

Nachdem du nun weißt, was Glaubenssätze sind, woher sie kommen und weshalb sie einen so großen Einfluss auf deine Einstellung zu Geld und Gleichberechtigung haben, steht der nächste Schritt an.

Spüre deine Glaubenssätze auf und mache dir bewusst, welchen Einfluss sie auf dein Verhalten haben und welche Erfahrungen du damit machst. Von was halten dich deine negativen Glaubenssätze ab? Du traust dich nicht, an der Börse zu investieren, weil du dir das nicht zutraust? Du nimmst deine große Rentenlücke einfach hin, weil das Thema Altersvorsorge „so anstrengend“ ist? Du vermeidest Gehaltsverhandlungen, weil du eh „nur“ in Teilzeit arbeitest und deine Arbeit „nicht so wichtig ist“? Halte deine negativen Glaubenssätze schriftlich fest.

Ein Tipp: Falls es dir schwerfällt, Glaubenssätze zu Geld und Gleichberechtigung aufzuspüren, suche nach Sätzen, Sprüchen oder Redewendungen, die du schon oft in deinem Leben gehört hast (z.B. „Geld macht nicht glücklich“ oder „Care Arbeit ist Sache der Mutter“).

Versuche dir nun vorzustellen, was alles anders in deinem Leben wäre, wenn du nicht diesen negativen Glaubenssatz hättest. Inwieweit würdest du dich anders verhalten? Wo würdest du dich anders entscheiden? Wie würdest du dich dabei fühlen? Mache dir bewusst, was alles möglich wäre, wenn du diesen negativen Glaubenssatz nicht hättest.

Im letzten Schritt geht es darum, Beweise zu finden, die deine negativen Glaubenssätze widerlegen. Wenn du zum Beispiel den Glaubenssatz hast „Geld macht nicht glücklich“, kannst du überlegen, ob es irgendwann in deinem Leben schon einmal vorgekommen ist, dass du dich darüber gefreut hast, Geld zu bekommen (als Kind zu Weihnachten). Oder kennst du jemanden aus deinem direkten Umfeld, der Geld hat UND glücklich ist? Sehr gut – schreib es auf.

Nun geht es an dem wohl kniffeligsten Teil: Du formulierst neue, positive Glaubenssätze. Achte darauf, dass deine Sätze wirklich positiv formuliert sind (auf Wörter wie „nicht“, „kein“ oder „un-“ solltest du verzichten).

Mit deinen positiven Glaubenssätzen festigst du dein neues Money Mindset. Hänge dir deine neuen Glaubenssätze am besten irgendwo sichtbar hin, damit du sooft wie möglich draufschaust und sie dir bewusst machst.

 

Woran merkst du, dass du deine Glaubenssätze erfolgreich aufgelöst hast?

Ob du deine positiven Glaubenssätze erfolgreich transformiert hast, kannst du daran erkennen, dass deine alten Glaubenssätze nicht mehr in jeder Lebenssituation „aufploppen“. Du spürst positive Veränderungen, weil du zum Beispiel endlich nach einer Gehaltserhöhung gefragt hast und nun dein Einkommen gesteigert hast. Dein Leben fühlt sich leichter an. Deine Erfolge, die du dank deiner neuen Glaubenssätze einfährst, sind mess- und belegbar (z.B. neuer Job, neue Kontenstruktur mit fairen Geldflüssen in der Partnerschaft).

Das 3-Konten-Modell und warum es sich für Familien besonders gut eignet

Ein Gemeinschaftskonto oder doch lieber getrennte Konten? Es gibt als Paar verschiedene Möglichkeiten, die gemeinsamen Finanzen zu regeln. Manch eine Familie nutzt lediglich ein Gemeinschaftskonto, ohne jeweils eigene Konten zu besitzen (1-Konten-Modell). Wiederum andere Paare trennen strikt die eigenen Einnahmen und Ausgaben und nutzen zwei Einzelkonten ohne Gemeinschaftskonto (2-Konten-Modell). Warum ich von diesen beiden Optionen nicht viel halte und das 3-Konten-Modell besonders für Familien am sinnvollsten ist, möchte ich dir im Folgenden näher bringen.

 

Wie ist das 3-Konten-Modell aufgebaut?

Das 3-Konten-Modell besteht, wie der Name schon verrät, aus drei Konten: einem Gemeinschaftskonto, deinem eigenen Girokonto und dem Girokonto deines Partners bzw. deiner Partnerin.

Das 3-Konten-Modell besteht aus drei Konten.

 

Wie funktioniert das 3-Konten-Modell?

Auf das Gemeinschaftskonto fließen zunächst all eure Einnahmen, unabhängig davon, wie hoch eure Gehälter sind. Von diesem Gemeinschaftskonto werden dann alle gemeinsamen Ausgaben gezahlt, die für euch als Familie aufkommen: Miete, Kredit, Nebenkosten wie Strom, Gas und Wasser, Lebensmittel, Urlaube, gemeinsame Versicherungen und alle Kosten für Kinder wie Kita-Kosten, Sportvereine, Kleidung. Auf dieses Gemeinschaftskonto habt ihr selbstverständlich beide Zugriff, besitzt beide die Girocard (früher EC-Karte) und eventuell auch jeweils eine Kreditkarte. Alle Einkäufe und Lebensmittel des gemeinsamen Haushalts werden also über dieses Gemeinschaftskonto gezahlt.

 

Und jetzt kommt der Clou der Geschichte:

Am Monatsende wird dann vom Gemeinschaftskonto das übrige Geld auf die jeweils einzelnen Girokonten überwiesen, und zwar in gleichen Teilen.

Beim 3-Konten-Modell erhalten beide gleich viel Geld am Ende des Monats – unabhängig davon, wer wieviel am Monatsanfang auf das Gemeinschaftskonto eingezahlt hat.

Jede*r hat monatlich also den gleichen Betrag zur freien Verfügung, egal wie hoch das jeweilige Einkommen ist, ob und wer in Teilzeit oder Vollzeit arbeitet, gerade in Mutterschutz oder Elternzeit ist oder den Löwenanteil an unbezahlter Care-Arbeit (Pflegearbeit wie Kindererziehung oder Pflege von kranken oder älteren Angehörigen) zu Hause wuppt. Frauen übernehmen den Großteil der Pflege und damit an unbezahlter Care-Arbeit. Kurzum: Sie erhalten in der Zeit, in der sie Care Arbeit leisten und sich um jüngere, kranke oder ältere Familienangehörige kümmern, kein Gehalt. Die Arbeitskraft, die in die Familie und den gemeinsamen Haushalt fließt, wird nicht entlohnt. Die finanzielle Folgen der gemeinsamen Entscheidung, Familie zu gründen, trägt in den meisten Fällen die Frau.

Auch Care-Arbeit ist Arbeit

Erwerbsarbeit ist Arbeit – das scheint unbestritten. Care-Arbeit ist aber – so wie es ja auch schon im Namen drinsteckt – ebenfalls Arbeit. Nur erhält Care-Arbeit gesellschaftlich nicht die gleiche Wertschätzung wie Erwerbsarbeit. Außerdem – und hier kommt der finanzielle Aspekt ins Spiel – wird Care-Arbeit zudem nicht entlohnt.

Wie sieht also eine faire Lösung aus, wenn zwar beide arbeiten, aber nur eine*r entlohnt wird? Diejenige, die nicht entlohnt wird und auf ihr Gehalt verzichtet, um die unbezahlte Care Arbeit zu übernehmen, wird von demjenigen finanziell ausgeglichen, der mehr im Erwerb verdient. Somit werden die beiden wichtigen, aber leider ungleich entlohnten Bereiche „Erwerbsarbeit mit Gehalt“ und „Care-Arbeit ohne Gehalt“ finanziell gleichbehandelt. Die Werte beider Bereiche fließen gemeinschaftlich in die Familie und die Familienkasse, sprich auf das Gemeinschaftskonto, ein. Am Ende des Monats wird finanziell fair entlohnt und verteilt.

[I know, ganz lupenrein ist die Rechnung langfristig nicht, da die Person, die weniger Lohn verdient, auch weniger in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt und im Alter somit auch weniger Rente erhält. Dafür gibt es andere Lösungswege. Dennoch ist das 3-Konten-Modell zumindest kurz- und mittelfristig ein gutes Kontenmodell, um finanzielle Fairness und Transparenz innerhalb der Partnerschaft und Familie zu schaffen.]

 

Was tun mit dem Geld auf dem eigenen Konto?

Das am Monatsende übrig gebliebene Geld wird also auf eure beiden Einzelkonten überwiesen. Dieses Geld steht zur freien Verfügung, mit dem du das machen kann, was du für richtig hälst: gut essen gehen, tolle Freizeitaktivitäten, in der Therme entspannen, neue Schuhe kaufen. Oder du legst etwas fürs Alter zurück, fängst mit der Altersvorsorge an und investiert langfristig in passive Indexfonds wie ETFs. Es ist ganz allein deine Entscheidung. Keiner ist dem anderen Rechenschaft schuldig, was er oder sie mit dem Geld macht und wofür es ausgegeben wird.

 

Ein Tipp zum Schluss:

Auf das jeweils andere Einzelkonto von deine*m Partner*in hast du natürlich keinen Zugriff – warum auch. Was jedoch empfehlenswert ist, dass ihr euch eine Vollmacht für das jeweils andere Konto bei der Bank erteilt, damit ihr im Fall der Fälle Zugriff hättet. Bei vielen Direktbanken kann man sich online einen hauseigenen Vordruck herunterladen, ausfüllen und bei der Bank hinterlegen.

Mit 55 Jahren in Rente gehen? Warum du einen Fixstern brauchst

Geld im Monat zurückzulegen, ist vernünftig. Das Ersparte langfristig anzulegen, ist sinnvoll. Aber warum sollte ich das überhaupt machen und jetzt schon Geld fürs Alter zurücklegen? Auf der Reise in die finanzielle Unabhängigkeit kann es auch mal holprig werden, wenn du zum Beispiel auf negative Glaubenssätze oder Themenbereiche stößt, die dir unangenehm sind oder dich hemmen. Was es dann braucht, ist ein emotionales Ziel, ein Warum, ein inneres Motiv, das dich motiviert, am Ball zu bleiben – eine Art Fixstern, der dir den Weg weist, falls es auf der Reise mal etwas dunkler werden sollte.

Unbestritten ist es ein großes Motiv, im Alter genug Geld zur Verfügung zu haben, um nicht in der Altersarmut zu landen. Frauen verdienen auch im 21. Jahrhundert immer noch 18 Prozent weniger als Männer (#GenderPayGap). Dazu kommt, dass Mütter häufiger in Teilzeit arbeiten, dadurch weniger in die Rentenkasse einzahlen und später weniger gesetzliche Rente erhalten (#Teilzeitfalle). Durch die wichtige, aber leider unbezahlte Care Arbeit, die häufiger bei den Frauen liegt, steht Müttern noch weniger Einkommen zur Verfügung, um vorzusorgen und anzulegen. Gründe gibt es also zuhauf, jetzt schon fürs Alter vorzusorgen und regelmäßig Geld zurückzulegen.

 

Sparen um des Sparens willen?

Sparen, nur um zu sparen, wird vermutlich nicht lange gut gehen. Die Gefahr besteht, dass du vergisst, warum du das überhaupt machst, und das eigentliche Ergebnis – genug Geld im Alter zu haben – erst Jahre später genießt. Gespart wird ja nicht auf ein schickes, neues Fahrrad oder einen Urlaub in der Karibik, sondern langfristig, um ein relativ abstraktes, weit in der Zukunft liegendes Ziel zu erreichen, nämlich im Alter finanziell abgesichert zu sein.

Außerdem kann es auf der Reise in die finanzielle Unabhängigkeit streckenweise auch das ein oder andere Motivationsloch geben. Vielleicht setzt du dich – so wie ich vor ein paar Jahren – das erste Mal in deinem Leben mit Geld auseinander, hinterfragst Glaubenssätze, thematisierst Geld in der Partnerschaft oder Familie, und änderst bisherige Routinen. Das kostet erst einmal Energie. Damit man in holprigen Phasen nicht stehen bleibt und die Motivation verliert, sondern Talsohlen durchschreiten kann, braucht es ein Ziel.
Überleg dir einen Fixstern, für den es sich jetzt lohnt zu sparen.

Ein Ziel kann zum Beispiel lauten, im Alter genug Geld zu haben, um sorgenfrei zu leben. Oder früher in Rente zu gehen, und trotzdem keine Rentenlücke zu haben. Oder auf Weltreise zu gehen und vorher genug angespart zu haben.

 

Darf es ein bisschen mehr sein?

Beim Stecken der Ziele sind keine Grenzen gesetzt. Je größer das Vorhaben ist, desto größer ist der nötige Energieaufwand, um das Ziel zu erreichen. Das Schließen der Rentenlücke ab 67 Jahren ist ein anderes Vorhaben als bereits mit 50 Jahren nicht mehr arbeiten zu müssen. Je nach eigener Persönlichkeit und Einstellung braucht es große oder eben die richtig mächtigen Fixsterne. Egal ob riesengroß oder mäßig-realistisch: einen Fixstern braucht es in jedem Fall!

 

Ein Buchtipp zum Schluss

In seinem Buch „Frag immer erst warum“ beschreibt Simon Sinek ein einfaches Konzept: Es braucht immer ein Ziel, das einen begeistert und an das man glaubt. Es braucht ein Warum, das einen motiviert und erfüllt. Sinek stellt erfolgreiche Persönlichkeiten wie Martin Luther King Jr. oder Steve Jobs vor, die sich am Anfang ihres Tuns die Frage nach dem Warum gestellt haben. Mit dieser Methode haben sie es geschafft, bedeutende Dinge zu vollbringen.

Wenn du nach dem Warum deiner eigenen finanziellen Unabhängigkeit fragst und deinen Fixstern vor Augen hast, bist du in der Lage, großartige und bedeutende Dinge zu schaffen.

Einnahmen und Ausgaben unter der Lupe

Kennst du deine monatlichen Ausgaben? Weißt du, wieviel du einnimmst und wo dein Geld jeden Monat hingeht? Oder vermutest du eher, wofür du Geld tatsächlich ausgibst? Dann ist es Zeit, sich erst einmal einen Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu verschaffen. Das hat einen großartigen Nebeneffekt: Es werden alle regelmäßigen Abbuchungen, Daueraufträge und Abos offengelegt und du kannst kritisch hinterfragen, ob du davon wirklich alles brauchst oder nicht doch das ein oder andere überflüssige oder überteuerte Abo kündigen kannst.

 

Am Anfang steht die Finanzanalyse – gähn?

Damit du dir einen guten Überblick über deine Einnahmen und Ausgaben verschaffst, macht es Sinn, erst einmal alles aufzuschreiben, für was du dein Geld ausgibt. Das klingt vielleicht erstmal langweilig? Ist es aber nicht. Denn in der Finanzanalyse liegt ganz viel Potential zum Sparen. Wenn du deine Fixkosten im Monat kennst – also alle Kosten, die jeden Monat immer wiederkehren und abgebucht werden – dann findet sich eventuell genau dort eine Sache, wo es sich gut sparen lässt. Vielleicht stellst du ja fest, dass du bei einer Bank mit hohen Kontoführungsgebühren bist oder einen mittlerweile veralteten, überteuerten Handytarif nutzt. Dann kannst du dir Vergleichsangebote einholen und zu einem besseren, günstigeren Anbieter wechseln. Das Gute an der Sache ist: Wenn du bei deinen monatlichen Fixkosten sparen kannst, tust du das ab dann automatisch jeden Monat. Auf das Jahr gerechnet, macht das sich das durchaus bemerkbar.

 

Überraschungen sind vorprogrammiert

Außerdem lohnt es sich, einen Blick auf die variablen Kosten zu werfen, also alle Kosten, die du für Freizeit, Essen gehen, Klamotten, Weiterbildung, Sport ausgibst und pro Monat variieren. Sich mit den variablen Kosten zu beschäftigen, kann auch zu einigen Überraschungen führen oder weißt du, wieviel du für Klamotten oder auswärts essen ausgibst? Hier können es vor allem die kleineren Beträge sein, die sich am Schluss läppern: Hier mal ein Eis oder eine Brezel auf die Hand, dort mal einen Cappuccino im Café, dann noch einen neuen Pulli im Sale mitgenommen. Es gibt unzählige Situationen, in denen man unachtsam, nebenher oder „im Vorbeigehen“ Geld ausgibt und durch die Summe von vielen kleinen Beträgen in manch einer Kategorie überraschende Beträge zusammenkommen.

Der schöne Nebeneffekt beim Aufschreiben seiner Ausgaben ist, dass die Achtsamkeit fürs Geldausgeben steigt. Allein zu wissen, dass man sich abends hinsetzt und aufschreibt, wieviel und wofür man heute Geld ausgegeben hat, lässt den täglichen Umgang mit Geld bewusster werden. Und vielleicht fragt man sich ja: Braucht es diese eine Ausgabe wirklich? Wenn du die Frage mit NEIN beantwortet, hast du aktiv Geld gespart. Wenn die Antwort auf Frage mit JA lautet, hast du dich achtsam dafür entschieden und genießt das Eis, den Pullover, das Geschenk vermutlich bewusster.

 

Besser als sein Ruf: das Haushaltsbuch

Um sich einen Überblick über die fixen und variablen Kosten zu verschaffen und Geldbewegungen aufzuzeichnen, ist ein Haushaltsbuch hilfreich. Als ich vor ein paar Jahren angefangen habe, ein Haushaltsbuch zu führen (zum ersten Mal in meinem Leben!), war das – milde gesagt – mind blowing. Ich hatte gedacht, ich hätte ein gutes Gefühl dafür, wohin meine Ausgaben gehen, aber ich hatte mich zum Teil sehr verschätzt, für welche Bereiche ich tatsächlich am meisten Geld ausgebe.

Um ein Haushaltsbuch zu führen, kannst Du eine schnöde Excel-Tabelle führen, hierzu gibt es zahlreiche Vorlagen im Internet. Oder du nutzt eine der vielen kostenfreien Apps. Nach ein paar Monaten wirst du dir einen guten Überblick verschafft haben, wieviel Geld du im Monat ausgibst, ob es Sparpotentiale gibt und in welchen Bereichen es dir leichter fällt, zu sparen. Ob du das Haushaltsbuch dann noch weiterführen willst, wenn die Finanzanalyse steht und du dir einen Überblick verschafft hast, kannst du dann immer noch entscheiden. Für den Anfang ist es in jedem Fall zu empfehlen.

 

Beginne mit deiner eigenen Finanzanalyse

Fang erstmal mit deinen eigenen Einnahmen und Ausgaben an. Wenn du dir einen guten Überblick über deine eigene Finanzlage verschafft hast, kannst du dich im nächsten Schritt den Familieneinnahmen und -ausgaben widmen. Dafür wäre es sinnvoll, wenn ihr euch zusammen hinsetzt und überlegt, wie es für euch am besten funktioniert: Belege sammeln? Gemeinsame App nutzen? Zusammen eine Excel-Tabelle führen? Gemeinsam macht es am meisten Sinn, einen Blick auf die Familienfinanzen zu werfen und zu gucken, wo die Geldfresser bei den Familienausgaben liegen und wo ihr sparen könnt.

Der Notgroschen: Wie hoch sollte dein finanzielles Polster sein

Den Anfang bei den eigenen Finanzen zu finden und loszulegen, kann sich oft als große Hürde herausstellen und führt dann dazu, aufzugeben oder sich zu verzetteln. Wenn du deine Finanzen in Angriff nehmen willst, gibt es etwas, was sich als eine der ersten To Do’s besonders gut eignet und für die eigenen Finanzen unabdingbar ist: einen eigenen Notgroschen zu haben.

Ein finanzielles Polster aufzubauen und zur Seite zu legen, ist ein guter erster Schritt, sich mit den eigenen Finanzen zu beschäftigen. Wie der Name schon verrät, wird der Notgroschen nur dann gebraucht, wenn ein Notallfall eintritt. Solche Notfälle können sein, dass Waschmaschine, Fahrrad oder Auto kaputt gehen und schnell für Ersatz gesorgt werden muss. Der Notgroschen ist aber auch dafür gedacht, die Zeit zu überbrücken, wenn du deinen Job verlierst, deine Haupteinnahmequelle wegfällt oder dich beruflich neu orientieren willst. Für solche Fälle ist es wichtig, ein Polster zu haben, auf das du schnell und flexibel zurückgreifen kannst.

 

Wie hoch soll der Notgroschen sein?

Die Höhe des Notgroschens hängt stark von deiner persönlichen Lebenssituation ab. Als Faustregel lässt sich aber sagen, dass dein Notgroschen mindestens drei Netto-Monatsgehälter hoch sein sollte. So könntest du für drei Monate alle Ausgaben decken und Rechnungen bezahlen, die du und alle Personen, die von dir abhängig sind, also deine Familie/Kinder, zum Leben brauchen.
Bist du selbständig, sollte dein Notgroschen ungefähr sechs Netto-Monatsgehälter hoch sein.

 

Wo sollte der Notgroschen liegen?

Der Notgroschen gehört auf ein Tagesgeldkonto. Auf dieses Tagesgeldkonto kannst du schnell und innerhalb eines Werktages zugreifen, sobald du auf den Notgroschen zugreifen musst. Der Notgroschen sollte nicht auf deinem Girokonto liegen, das für den täglichen Zahlungsverkehr vorgesehen ist. Denn hier besteht die Gefahr, dass der Notgroschen unbemerkt ausgegeben wird und stetig schmilzt.

Erst recht nicht sollte der Notgroschen investiert werden. Denn wenn du den Notgroschen brauchst, musst du schnell an ihn ran – unabhängig davon, wie gerade die Aktienkurse stehen und du möglicherweise große Verluste mit der Verkaufen von Aktien oder Fonds an der Börse machen würdest.


 

Was ist, wenn du noch keinen Notgroschen hast?

Der Notgroschen ist wichtig. Wenn du noch nicht über dein finanzielles Polsters verfügst, fange an zu sparen und sorge mit einer monatlichen Sparrate dafür, dass du zeitnah die Summe zusammensparst und weglegst. Bevor es ans Investieren geht, muss der Notgroschen stehen.

Unvorhersehbare Ereignisse können schnell und mit voller Wucht eintreffen – das zeigen auch die Entwicklungen am Arbeitsmarkt während der Corona-Krise. Viele Menschen haben in dieser Zeit ihre Jobs bzw. ihre Haupteinnahmequellen verloren. Durch Schul- und Kita-Schließungen und stark eingeschränkte Öffnungszeiten konnten viele Familien mit jüngeren Kindern nicht gewohnt arbeiten. Dienstausfälle waren die Folge. Vor allem waren es die Mütter, die in der Corona-Krise beim Job zurücksteckten, ihre Erwerbsarbeit und somit ihr Einkommen reduzierten. Wer in solchen Zeiten seinen Job verliert, in Kurzarbeit gehen muss oder Verdienstausfälle erleidet, hat schon genug zu kämpfen. Sich in solchen Zeiten (vorerst) keine Gedanken um‘s Geld machen zu müssen, ist wichtig.

 

Eigener Notgroschen oder Familien-Notgroschen?

Die Frage nach dem eigenen Notgroschen oder einem Familien-Notgroschen ist keine Entweder-oder-Frage. Du brauchst beides. Du solltest unbedingt deinen eigenen Notgroschen haben. Dieses von dir angesparte, finanzielle Polster gehört auf dein eigenes Tagesgeldkonto und macht dich ein Stück weit unabhängiger.